Studienschwerpunkt Phonetik
Worum geht's im Studium?
In der Phonetik beschäftigen sich Studierende mit artikulatorischen, akustischen und auditiven Eigenschaften des Lautsystems, mit der lautlichen Struktur (Phonologie) sowie mit der Sprechmelodie von gesprochener Sprache für Einzelsprachen und im Sprachvergleich. Sie erwerben Kenntnisse über die kommunikativen Funktionen sprachlicher Phänomene und lernen diese mit deskriptiven und experimentellen Verfahren zu erfassen.
Während des Studiums werden Kompetenzen zur phonetisch-phonologischen Analyse und Modellierung von Sprache vermittelt. Dabei stehen empirische Untersuchungen, die im Rahmen von Projektseminaren und Kolloquien stattfinden, im Vordergrund des Studiums. Die Interpretation von komplexen experimentalphonetischen Daten (wie aus der Intonationsforschung und Kinematik) für die phonologische Theoriebildung wird trainiert.
In der Regel wird die Masterarbeit empirisch/experimentell ausgerichtet, sodass die Studierenden eigenständig Untersuchungen durchführen können. Zu diesen Zwecken verfügt das Labor des Instituts über entsprechende technische Voraussetzungen, die sowohl artikulatorische als auch akustische Fragestellungen erlauben.
Inhalte des Phonetik-Schwerpunktmoduls
Die Studierenden erwerben gründliche Kenntnisse in der Theorie und Praxis der aktuellen Forschung zur Laborphonologie, d.h. phonologische Fragestellungen werden mittels experimentalphonetischer Methoden untersucht.
Das Modul befasst sich mit der Vertiefung von Theorie und Praxis der prosodischen Analyse und der artikulatorischen Modellierung gesprochener Sprache sowie deren Interaktionen. Es werden u. a. die wichtigsten prosodischen Modelle vorgestellt und ihre Anwendbarkeit auf verschiedene Sprachen geprüft.
Einen weiteren Schwerpunkt dieses Moduls stellt das zurzeit gängigste Modell zur Beschreibung deutscher Intonation, GToBI (German Tones and Break Indices) als Werkzeug zur Untersuchung der phonologischen Struktur des Deutschen dar.
In der Artikulation erwerben die Studierenden weitergehende Kenntnisse in der artikulatorischen Modellierung und ihrer Auswirkung auf das akustische Sprachsignal. Dabei werden auch die Interaktionen von Ton und Segment und deren dynamische Modellierung behandelt.
Die Formulierung einer Forschungshypothese in Prosodie und Artikulation sowie die Ableitung von Messkriterien und Annotationstechniken aus der Forschungsliteratur sind wichtiger Bestandteil der Seminararbeit.
Im Projektseminar „Laboratory Phonology“ werden kleinere Produktions- und/oder Perzeptionsexperimente zu unterschiedlichen phonetisch-phonologischen Fragestellungen selbst geplant, durchgeführt und ausgewertet (Planung von Aufwand, Durchführbarkeit und Durchführung, Zeitmanagement, Kosten). Die Studierenden lernen, einen Versuch mit medizinischer und akustischer Technik zu planen und durchzuführen sowie die gewonnenen Daten im Hinblick auf deren Modellierung unter prosodischen und artikulatorischen Gesichtspunkten auszuwerten.
Die Ergebnisse aus dem Projektseminar werden in Form eines Vortrags im (Phonetik-)Kolloquium präsentiert. Dabei steht neben einer klaren Strukturierung von Arbeitshypothese, Methoden- und Ergebnisteil sowie Implikation der Ergebnisse für das Fach auch die audiovisuelle Präsentation der Laborergebnisse im Sinne einer kritischen Diskussion im Vordergrund.
Was macht die Phonetik in Köln?
Intonation und prosodische Struktur
Unter Intonation versteht man im Allgemeinen die Melodie menschlicher Sprache. Etwas weiter gefasst, umschließt der Begriff auch andere Phänomene, wie z.B. Akzentsetzung, die Einteilung von Äußerungen in einzelne Phrasen, den Sprechrhythmus oder die Sprechgeschwindigkeit. Die prosodische Struktur bezeichnet die Einteilung von Äußerungen in Einheiten wie etwa Silbe und Fuß, bis hin zur Ebene der Phrase.
Experimentelle Phonologie
Die Experimentelle Phonologie (auch Laborphonologie) beschäftigt sich mit der empirischen Überprüfung phonologischer Fragestellungen. Dabei steht der Zusammenhang von funktional-phonologischer Hypothesenbildung und phonetischer Praxis im Vordergrund. Es werden verschiedene Arten von Produktions- oder Perzeptionsexperimenten durchgeführt.
Artikulatorische Modellierung
Die artikulatorische Phonetik und Phonologie beschäftigt sich mit der Messung, Analyse und Modellierung von gesprochener Sprache. Ihre phonologische Grundeinheit stellt dabei die artikulatorische Geste als Bewegungseinheit dar. Durch gesturale Koordinationen können phonologische Prozesse abgebildet werden. In Köln gibt es einen Schwerpunkt für die Interaktion von Prosodie und Artikulation, der sich beispielsweise in der Erforschung von Prominenzmarkierungen (Fokus, Gegebenheitsgrade), der Sprechmotorik bei der Silbenproduktion oder der Sprechmelodie-Text-Synchronisation ausdrückt.
Eine Übersicht aktueller Forschungsprojekte des Instituts finden Sie hier.
Welche Voraussetzungen gibt es?
Wenn Sie sich in Phonetik spezialisieren möchten, sollten Sie grundlegende Kenntnisse in Akustischer Phonetik mitbringen. (Bei Bedarf können die Grundlagen in akustischer Phonetik im Seminar „Laboratory Phonology – Akustik“ aus dem BA-Studiengang „Linguistik und Phonetik“ erworben oder aufgefrischt werden.)
Worum geht's nicht?
Wir befassen uns NICHT primär mit den folgenden Themenbereichen, wenngleich diese Inhalte eines einzelnen Seminartyps sein können:
- Klinische Phonetik & Sprechtherapie: Symptomatik von Sprech-, Sprach- und Stimmstörungen sowie deren Diagnostik und Therapie
- Forensische Phonetik: systematische Analyse von sprechertypischen Stimm- und Sprecheigenschaften im Zusammenhang mit kriminellen Handlungen
- Rhetorik / Sprecherziehung: wissenschaftliche oder praxisorientierte Aspekte von überzeugender bzw. wirksamer und ästhetischer mündlicher Kommunikation
- Deutsch als Fremdsprache (DaF): didaktische oder unterrichtspraktische Aspekte der deutschen Sprache für Sprecher oder Lerner, deren Muttersprache nicht Deutsch ist
In welchen Modulen ist das Profil vorwiegend vertreten?
AM 1-3, AM 5, SM 1H, SM 2B
Wer ist hier zuständig?
Christine Röhr
Kontakt: christine.roehr(at)uni-koeln.de
Homepage: http://ifl.phil-fak.uni-koeln.de/croehr.html
Doris Mücke
Kontakt: doris.muecke(at)uni-koeln.de